Samstag, 20. August 2016

Welcome to the Jungle

Wer von euch derzeit gerne in die Tropen reisen möchte, aber das gerade aus Zeit- oder Geldmangel nicht kann, sei herzlich eingeladen, unsere neue Geschäftsidee in Anspruch zu nehmen. Unser All-Inclusive-Paket beinhaltet folgendes:
- absolutesTropenklima, konstante 30° Celsius bei 100 %-iger Luftfeuchtigkeit
- das Geruchserlebnis, mit Odeur de Regen et Dreck
- vollkommen natürliche Dschungelumgebung mit Bäumen (tote allerdings), Schilf (kann sich leider nicht mehr im Wind wiegen) und Lehm (nicht am Boden, aber an der Decke [außer, er klatscht mal wieder runter und in allen Aggregatszuständen von klatschnass bis bretthart und trocken)
- garantierte Tiersichtungen, von Raubkatzen über Staubläuse bis hin zu Haien (auch Fledermaussichtungen wurden bereits gemeldet):


Raubkatze Felix

Hai, Art: unbekannt, sachdienliche Hinweise zur Identifizierung werden vom Betreiber dieser Website entgegengenommen

Als Bezahlung verlangen wir für die Dauer Ihres Aufenthalts lediglich eine leichte körperliche Betätigung in Form von Verputzarbeiten. Mehrere Opfer Gäste haben dieses unschlagbare Angebot bereits angenommen und waren voller Begeisterung ob dem gebotenen Programm. Wir können auch stolz vermelden, dass wir bereits Stammgäste haben, die immer gerne wiederkommen. Anbei noch ein paar Bilder unserer Urlaubsumgebung:


Auch Höhenluft wird angeboten und kann ohne Aupfreis in Anspruch genommen werden.

So ist man ganz nah an der Geruchsquelle und kann diese ungestört genießen



Dieser Gast möchte nicht erkannt werden, es sei aber versichert, dass auch er sich äußerst wohlfühlt

Stammgast Franz fühlt sich so wohl, dass er mehrmals die Woche unsere Tropenkur in Anspruch nimmt

Donnerstag, 18. August 2016

How to... Ausstopfen von Steckdosen

Willkommen beim ersten (und wahrscheinlich letzten) Teil unserer Serie "Wie mache ich...".

Heute geht es darum, Steckdosen optimal für das Verputzen von Wänden (also den Wänden, in denen die Steckdosen stecken - oder später stecken werden, jetzt sind ja erst diese orangenen Ringe da, die die Basis... aber egal) vorzubereiten. Dafür muss man die Rohlinge (also diese orangenen Ringe, die...) mit Zeitungspapier vollstopfen, so dass der Lehm nicht reingestopft werden kann (das kann ja keiner brauchen, weil auf diese orangenen Ringe ja die Steckdosen... ahem...). Das sollte man aber nicht irgendwie machen. Meine Mama Gerda und ich haben dazu heute eine Vorgehensweise entwickelt und geradezu perfektioniert. Wie man also die Steckdosen orangenen Ringe am besten vor dem Lehm schützt, seht ihr in unserer Fotostory:


Man nehme eine Zeitung, optimal sind die Abmessungen 374 mm x 528 mm. Zeitungen kommen ja meistens als Doppelseiten daher, deswegen...

...reißen wir sie erstmal auseinander, so dass wir jeweils zwei halbe Doppelseiten bekommen.

Eine von diesen halben Doppelseiten nehmen wir nun und falten sie der Länge nach zusammen.

Gleich anschließen drehen wir den so erhaltenen Strang, indem wir die Handgelenke jeweils in entgegengesetzte Richtungen drehen. Das sollte man nicht zu doll machen, das Ergebnis sollte eine Art locker gedrehte Kordel aus Zeitungspapier sein.

Diese Kordel wird nun - entweder direkt in der Hand, so wie abgebildet, oder in der Steckdose dem orangenen Ring zusammengedreht, ungefähr so, wie wenn man einen Dutt mit den Haaren machen würde.

Wenn man den "Zeitungsdutt" in der Hand macht, sollte das Ganze am Ende so wie auf dem Foto aussehen.

Als letzten Arbeitsschritte drückt man den "Zeitungsdutt" nur mehr in den orangenen Ring und hat so den perfekten Schutz vor eindringendem Lehm. Wenn man dann fertig verputzt hat, kann man durch die ausgefeilte Dreh- und Einfülltechnik das Zeitungspapier wunderbar wieder an einem Strang herausziehen und braucht nicht herumzufutzeln.

Mittwoch, 17. August 2016

Beziehungskrise

Ja, leider lest ihr richtig. Wir hoffen zwar, dass wir es schaffen, aber als ich vorgestern nach Hause gekommen bin, hat es mich mit voller Wucht getroffen. Ich hab mir solche Mühe gegeben, eine Beratung in Anspruch genommen, den Schaden zu therapieren versucht und so viel Zeit investiert, aber es scheint, als hätte alles nichts genützt. Sie hat alles wieder ausgespuckt:


Aber wie gesagt: die Hoffnung lebt. Wir werden versuchen, ddie kaputte Stelle mit Verputz soweit zu stabilisieren, dass die Wand stehen bleiben kann. Über weitere Entwicklungen dieser Beziehung (derzeitiger Status: "es ist kompliziert") setzen wir euch natürlich umgehend in Kenntnis!

Sonntag, 14. August 2016

Schlammschlacht, Runde II

Unser Lehrgang "Lehmverputzen für Anfänger - Level: Greenhorn" ging gestern in die zweite Runde. Wir haben uns als sehr lernfähig erwiesen, die meisten Dinge klappten schon sehr viel besser. Stephan hat letztes Mal nach Unterrichtsschluss noch ohne unser Wissen ein weiteres Lehrstück vorbereitet: Er hatte nicht alle Glasfasermatten in den frisch aufgetragenen Verputz sofort eingearbeitet, sondern einige für Samstag aufbewahrt (vielleicht hatte er Angst, dass wir nicht genug zu tun haben würden). Jedenfalls hat sich herausgestellt (was Prophet Johannes schon vorher geunkt hatte), dass der bereits angezogene (sprich: angetrocknete) Putz sich nur noch ungern von äußeren Einflüssen stören lässt. Weil das Netz aber trotzdem und auf jeden Fall reinmusste, um im weiteren Trocknungsprozess Risse zu vehindern, mussten wir ziemlich viel Muskelkraft einsetzen und den Lehm doch noch zur Aufnahme zu überreden. Das löste meinerseits die (wie ich finde, berechtigte) Frage aus, wozu es denn überhaupt Decken braucht und seitens Johi einige wüste Ausfälle, die ich hier unmöglich wiedergeben kann.
Nachdem wir also den halben Vormittag mit Lektion 5 (alle erforderlichen Arbeitsschritte an einer angefangenen Fläche müssen SOFORT und in einem Arbeitsgang erledigt werden, eine mehrtägige Pause ist nicht empfehlenswert) verbracht und diese ausreichend verinnerlicht hatten (außer Stephan, der meinte, das nochmal ausprobieren zu können und gerade noch Netze in den gestern aufgetragenen Putz einzuarbeiten versucht), machten wir uns daran, noch ein paar Wände und Decken/Dachschrägen mit Dreck zu bespritzen.
Neue Einsichten: jede noch so klitzekleine Nachlässigkeit beim Antackern der Schilfmatten rächt sich grausamst beim Verputzen (Lektion 6). Nicht sauber angetackerte Enden, an Ecken überstehende Halme oder zu breite Spalten erweisen sich als äußerst widerspenstig. Nicht sehr förderlich für die Motivation, wenn man ein und dieselbe Stelle fünf Mal oder noch öfter verputzt, weil die der Mist andauernd wieder runterklatscht.

Trotz der unzähligen Schwierigkeiten (gefühlte 10.862 Ecken, Kanten und Schrägen, wenig Platz, keine einzige Wand, um sich abzustützen und nicht haltender Abklebungen) hatten wir doch auch einige Erfolgserlebnisse. So sind die Wände zum Beispiel doch deutlich gerader geworden als ich mir das zuerst gedacht hatte. Natürlich sind wir weit weg von professionellen Verputzern, aber ich glaube, wir brauchen uns nicht zu verstecken. Auch die Ecken, die wir ja eher rund gestalten, sind, wie ich finde, sehr ansehnlich geraten. Vom Tempo her haben wir uns ebenfalls - zumindest gefühlsmäßig - gesteigert. Wir hatten dabei auch noch unerwartete Hilfe in Form meines Bruders Lukas, der auf einmal unangemeldet auf der Matte stand, mit den Worten: "Da nimmt ja keiner das Telefon ab, da hab ich mir gedacht, ihr könnt sicher Hilfe brauchen!" An dieser Stelle nochmal vielen, vielen Dank Lukas! Die Aktion war echt der Hammer! (An alle anderen: von mir aus können wir das durchaus zum Standardprozedere werden lassen - also: wenn wir das nächste Mal das Telefon nicht abnehmen, Arbeitsklamotten anziehen und her mit euch!)

Franz sorgt dafür, dass alles zumindest halbwegs sauber und ordentlich bleibt.

Zwei Chaoten am Werk

Lagebesprechung

Fast soviel Lehm am Boden wie an der Wand...

Sieht doch ganz ordentlich aus, oder?

...wenn's hält zumindest...

Stärkung ist notwendig...

...genauso wie die Einhaltung von Pausenzeiten.

Lukas, schwer bewaffnet

Kunst am Bau

Freitag, 12. August 2016

Ach du Schreck - so viel Dreck!

Stephan - oder vielmehr sein Schlafzimmer - hat sich diese Woche nach langem Bitten und Betteln als Opfer für die Schulung "Verputzen von Schilfmatten - Blutige Anfänger Teil 1" zur Verfügung gestellt.* Er hat seinen lauthals lachenden erfürchtig lauschenden Schülern sogleich demonstriert, was mit der Abklebung einer Tür passiert, wenn man das Ende der noch laufenden Lehmputzmaschine draufhält: Das Papier verabschiedet sich schleunigst Richtung Boden (und das, obwohl Stephan richtig bemerkte, rein physikalisch hätte das nicht passieren dürfen. Schließlich ist Papier ja leichter als Lehm und es hätte insofern über dem Lehm bleiben müssen, und nicht darunter enden). Das war Lektion 1.

*Wir danken natürlich ergebenst.

Lektion 2 erforderte mich höchstselbst als Probandin: Aufenthalt unter schwebenden Lasten und Stephans mit Lehmputzmaschinen in Händen ist der Gesundheit nicht förderlich. Beide Situationen können durch herabfallende Lasten - respektive große Lehmfladen - rasch eskalieren.

Inhalt von Lektion 3: Nicht mit offenem Mund nassen Verputz von der Decke abziehen. Bitte malen Sie sich die möglichen Gefahren selbst aus.

Vierte und letzte Erkenntnis dieser ersten Unterrichtseinheit brachte uns Michaela näher, die anschaulich demonstrierte, dass nasser Verputz auch wirklich noch nicht hart ist (auch dann nicht, wenn er fein säuberlich und glatt wie ein Baby... abgezogen wurde) - sich an einer solchen Wand abzustützen, hinterlässt Spuren...

Vier Lektionen waren denn auch für diesmal genug; Neues aus der Anstalt gibt's morgen wieder.

PS: Johi möchte festhalten, dass die von mir im letzten Post schnöde als "Betonmischer" betitelte Maschine tatsächlich ein "Freifallmischer" ist. Ich entschuldige mich selbstnatürlich vielmals für diese Herabsetzung unseres treuen Helfers!

Wofür so ein Teich nicht alles gut ist...

Die Konsistenz wird genau geprüft...

...Benni ist skeptisch.

Und los geht's!

Wie am Fließband, oder?

Wir kriegen nie genug...

...vom Stampfen - und darum haben wir noch eine Stampflehmwand gebaut! Aber wie's scheint, setzt wohl doch langsam der Wahnsinn ein - oder der Verstand aus - oder was immer:



Keine Bange - es geht schon wieder. Die kleinen grünen Pillen helfen noch und die Wand ist fertig geworden. Aber der Reihe nach.
Im Unterschied zur ersten Wand ist diese hier jetzt nicht freistehend, sondern lediglich der Betonwand vorgesetzt. Sie ist dementsprechend auch ein gutes Stück dünner. Damit sie aber Halt findet, haben wir den Beton mit einem sogenannten Vorspritzmörtel bestrichen und mit einer Zahnspachtel aufgerauht. Man kann das auf dem obigen Foto ganz gut sehen, wenn man sich traut, den Irren aus den Augen zu lassen.
Wir sind natürlich auch schlauer geworden, was die Lehmkonsistenz angeht, und das Ergebnis ist viel besser. Während wir letztes Mal den Lehm noch in Eimern mittels Rührwerkeug (die gute alte Hilti - aber wir wollen hier keine Werbung machen ;o) und einem Wassersprüher angefeuchtet haben, kamen Franz und Johi diesmal auf die absolut glorreiche Idee, die Betonmischmaschine zweckzuentfremden:



Leute, ich kann euch sagen: das Ergebnis war phänomenal! Der Lehm war gleichmäßig feucht und wunderbar zu verarbeiten.
Gestampft wurde diesmal alles mit Schlegeln von Hand - einfach, weil die Wand zu schmal für andere Werkzeuge war. Wir haben dann den Lehm übrigens nicht ganz so feucht gemacht, wie er für eine gute Verarbeitung sein sollte, weil Johi während des Stampfens eh noch ein paar Liter Schweiß draufgegossen hat.

Anne hat uns am oberen Ende der Wand zum Schluss noch künstlerisch unterstützt; sie macht für uns eine Bordüre aus Lehm. Noch ist sie dran, bin schon gespannt, wie es fertig aussehen wird!


Die Markierungen für die einzelnen Farbschichten waren nicht ganz so professionell wie beim ersten Mal...

...wie man unschwer erkennen kann (Simons Schuld war das allerdings nicht)...

...das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen, wie wir finden.


Künsterlin am Werk

Erste Eindrücke von den Lehmornamenten

Palettenabtransport à la Simon und Franz

Hau ruck!

Franz in perfekter Abfahrerposition!