Samstag, 29. April 2017

Alarm! UAS (Unbekanntes-Anfälle-Syndrom) auf der Baustelle!

Seit wir unseren Plan, mit Stroh und Lehm zu bauen, verkündet haben (mir kommt das schon vor wie in einem anderen Leben...), wurden ja mit allerlei Befürchtungen konfrontiert. Die Schreckensvorstellungen reichten von Mäusen in der Wand bis hin zur Idee, das Haus ist ja eigentlich nur eine überdimensionierte Fackel.

All diese Vorurteile konnten wir bisher einwandfrei widerlegen - es gibt ja ausreichend Studien, Tests und Gutachten über diese Bauweise. Letzte Woche allerdings konnte ich etwas beobachten, das in keinem einschlägigen Buch, auf keiner Webseite, keinem Blog und in keiner Fachzeitschrift in dieser Weise beschrieben worden war. Folgend nun eine kurze Schilderung der Begebenheit mit anschließender Bitte, mir zu helfen, das beobachtete Phänomen richtig einzuordnen:

Bedingt durch die kalten Temperaturen (die einerseits den auf der Terrasse gelagerten Lehm einfrieren und andererseits uns ans andere Ende der Welt flüchten ließ), haben wir letzte Woche nach längerer Pause wieder damit begonnen, den Dreck Lehm an die Wände zu schmieren. Es erwies sich übrigens als extrem angenehm, dabei eine gerade Fläche als Boden zur Verfügung zu haben, anstatt andauernd über Rohre, Kabel und sonstige Hindernisse zu steigen wie ein Storch im Salat - doch das ist Nebensache.

Nachdem wir doch einige Helfer zur Verfügung hatten, teilten wir uns in mehrere Räume auf. Franz nahm seinen gewohnten Platz als Oberschaufler an der Lehmputzmaschine ein (er hat sich aus wettertechnischen Gründen auf der Terrasse übrigens einen äußerst kreativen Unterschlupf, bestehend aus einem Sonnenschirm mit kunstvoll darüber drapierter grüner Plane, für sich und die Maschine gebaut; leider ist mir kein Foto dieses Kabäuschens gelungen, vielleicht nächstes Mal!) und Johi agierte mal wieder als Spritzenmeister und war dafür zuständig, alles die Wände ordentlich dreckig zu machen. Stephan dackelte Johi mitsamt Abziehlatte brav hinterher und gab sich große Mühe, die Wand nicht noch buckliger sondern grade zu machen (Großmeister Johi war da aber nicht immer ganz zufrieden - diesen Schluß zumindest zog ich aus der Tatsache dass der Chef dann an der Wand nochmal rummurkste), meine Mama Gerda war dazu verdonnert worden zum 977. Mal die
WERTZBNF-Altholzbalken im Bad mit Plastik abzukleben, damit sie beim nächsten Verputzdurchgang nicht in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Mein Lamentieren, dass das nichts nützt, weil das vermaledeite Glump ohnehin nicht hält, traf beim Chef leider auf taube Ohren und damit war keine weitere Arbeitsverweigerung möglich. Ich meinerseits wurde ins Treppenhaus verbannt um in fein säuberlicher Handarbeit die Laibung beim großen Fenster auszumodellieren. Bewaffnet mit vier unterschiedlichen Kellen, einer Wassersprühflasche und einem Eimer voller Material begab ich mich also in mein Exil. Der Platz sollte sich im Nachhinein aber nicht als der Schlechteste herausstellen.

Nun waren also alle im Haus verteilt und die Show konnte losgehen. Anfangs war auch alles ganz friedlich, bis ich plötzlich (von meinem zentralen Platz aus von daher privilegiert, dass ich alles ganz genau hören konnte) ein kaum merkliches Keuchen und Husten aus dem Badezimmer vernahm. Zunächst ignorierte ich die Geräusche, bis plötzlich Mama Gerda in den Flur gewankt kam und röchelnd nach Wasser verlangte. Sie trank dann unverantwortlicherweise aus einer herumstehenden Flasche mit den Worten, dass da schon Wasser drin sei, wenn's auch draufstünde. War auch so ;o)
Meine Bemerkung, sie solle übrigens nicht so simulieren, es gebe auch bei vorgetäuschtem Schwächeln keine Gehaltserhöhung konterte sie mit der Forderung, dass sie dann einen Betriebsrat gründen wolle. Ich erklärte ihr daraufhin in aller Freundlichkeit, dass Sklaven kein Recht auf einen Betriebsrat hätten, woraufhin sie sich wieder an den ihr zugewiesenen Arbeitsplatz begab. Doch die Ruhe währte nicht lange...
Schon bald nach diesem Zwischenfall ertönte wieder dieses heuchlerische Husten, Räuspern und Röcheln - diesmal aber von unten. Offenbar ein weiterer Simulant, der sich Verbesserungen der Arbeitsbedingungen oder gar eine Freistellung erhoffte. So nicht! Auch Tachinierer Stephan wurde zur Ordnung gerufen. Leider hatte ich in diesem Fall die Schwere der Symptome unterschätzt.
Nur Minuten nach der letzten Ruhestörung schwappten äußerst seltsame Töne an mein Ohr. Das war eindeutig Stephan und er klang in etwa, wie - nun ja, wie Stephan nun mal klingt, wenn er singt (jene unter euch, die das schon mal live miterleben durften, wissen, wovon ich spreche; für alle anderen: das ist nicht schön!). In unregelmäßigen Abständen jedenfalls betrauerte er den Tod seines Freundes, des Baumes (hier findet ihr das Original, der uns vorgejaulte Refrain beginnt ca. bei 0:50). Jetzt fand ich die Sache bedenklich - vor allem, da nunmehr aus dem oberen Stock ebenfalls Gesang ertönte. Nun kann meine Mutter wesentlich besser singen als Stephan, aber als Antwort auf tote Bäume Beerdigungslieder aus dem Badezimmer zu hören, beunruhigte mich doch sehr. Wer weiß, wozu sich diese offensichtliche Störung noch auswuchs - immerhin befand ich mich genau zwischen den Betroffenen und jeder Fluchtweg war mir abgeschnitten!

Glücklicherweise waren wir zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten mit dem Tagewerk und die Ärmsten konnten von ihren jeweiligen Arbeitsplätzen bald entfernt werden. Wir vermuten nämlich, dass irgendetwas auf der Baustelle diese Anfälle ausgelöst haben - möglicherweise doch Schimmelsporen im Lehm?!?

Vielleicht hat jemand noch einen Tipp - wir wären sehr froh darum, denn diesmal wurde Gott sei Dank niemand ernstlich geschädigt - aber wer weiß, was passiert, wenn der Verursacher der Ausbrüche nochmal zuschlägt..?

Exotische Tiere am Bürgle


Schon mal eine Schlange kotzen sehen? Nein? Ich auch nicht - aber letzte Woche war ich nah dran.

Ich kam ganz unschuldig und voller Aufregung nach Hause um die neuesten Fortschritte zu bewundern - und wurde erstmal von einem ohrenbetäubenden Geräuschpegel empfangen. Kotzende Schlangen machen einen irren Lärm, man würde es nicht glauben.
Ich ging also ums Eck Richtung Neubau und erblickte als Erstes einen jungen Herrn, der wie wild Kies in einen Trichter schaufelte. Da eine verbale Verständigung nicht möglich war, überzeugte ich mich mit Hilfe eines wilden Herumgefuchteles, dass die verbleibende Wegstrecke zur Haustür sicher war.
Wie ich so durch den Kieshaufen watete, fiel mir ein sich windendes Etwas am Boden auf, das aber aufgrund seiner absolut hervorragenden Tarnfarbe noch sehr schlecht erkennbar war. Erst als das längliche Ding sich in Richtung einer Holzplette bewegte, konnte ich es ein wenig besser erkennen und folgte ihm zur Tür hinein.
Drinnen bot sich mir neben dem gewohnten Anblick (mehr oder minder) hektisch arbeitender Menschen noch folgender Anblick, der mir einen Lachkrampf verursacht hat, der beinah bleibende Schäden hervorgerufen hätte:

Das zuckende lange Ding von draußen entpuppte sich als Schlauch mit zugehörigem Ausspuckventil auf einem Dreibein am Ende, aus dem in unregelmäßigen Abständen jeweils eine Handvoll Estrich auf den Boden gespuckt wurde (hier ab ca. 1:34 zu sehen).


Jetzt seid mal ehrlich: das sieht doch aus wie eine kotzende Schlange, findet ihr nicht auch?