Dienstag, 13. Dezember 2016

Unser Patient ist genesen (hoffentlich!)

Ich habe euch ja versprochen, dass ich euch über den Krankheitsverlauf unserer Beziehung mit der Stampflehmwand auf dem Laufenden halte. Nun, wir haben uns viel Mühe gegeben, uns ordentlich den Kopf zerbrochen und hin und her überlegt, wie wir die Risse kitten können - und letztlich haben wir es nochmal mit der bereits ausprobierten Methode versucht: mit Verputzen.
Wir haben dazu eine ganz, ganz dünne (Lehm-)Suppe angerührt und die kaputten Stellen auf beiden Seiten angenässt und dann eingestrichen, Schicht für Schicht und ja nicht zu viel, damit uns die ganze Bagage nicht wieder entgegenkommt wie im August. Und diesmal hats geklappt! Es hält!!!!

Das bedeutet nun zwar, dass wir große Teile der Wand komplett verputzen mussten (und man so die schöne Struktur an diesen Stellen nun leider nicht mehr sieht), aber immerhin konnte die Wand gerettet werden. Und das ist ja die Hauptsache. Im Wohnzimmer sind wir diese Woche auch fertig damit geworden:


Sieht doch ganz gut aus, oder was meint ihr? Der untere, dunklere, Teil ist noch feucht, daher der Farbunterschied. Weil sich dort drunter die kaputten Stellen befinden mussten wir das in mehreren Arbeitsgängen machen während wir oben in einem Schritt alles gleich verputzen konnten. Letztendlich finden wir die Lösung gar nicht so übel - oben und auf der Seite wäre es ohnehin geplant gewesen, einen solchen "Rand" zu machen und unten wird dann sowieso die Couch davorstehen. Man hätte also auch sonst nicht wirklich mehr von dem Stampflehm gesehen.

Auf der Treppenseite sind wir noch nicht ganz so weit, wir sind erst beim Vorbereiten. Wir hoffen aber, dass es ähnlich glatt läuft wie auf der Wohnzimmerseite, sodass wir möglichst bald unseren Beziehungsstatus wieder von "es ist kompliziert" auf "total glücklich" ändern können ;o)

So sah die Wand mit "Rahmen" aus...
...und so mit teilweise verspachteltem "Loch"
Erster Arbeitsschritt auf der Treppenseite: Lehm ganz dünn aufspachteln...
...um damit eine Verbindung des zu trockenen Material mit dem festen Teil der Wand zu schaffen.

Die 80:20-Regel am Bau

...zwar noch kein Dach überm Kopf, aber zumindest die Holzdecken in der Sauna und im Gang im Erdgeschoss haben fertig! - ist doch auch schon mal was.

Was die Holzdecken mit der praktischen Anwendung der 80:20-Regel zu tun haben, erkläre ich euch gleich. Johi hatte sich letzte Woche vorgenommen, die Decke im Eingangsbereich in Angriff zu nehmen. Er hat sich auch wirklich sehr viel Mühe gegeben und die Latten fein säuberlich an ihren Platz versetzt. Als ich relativ spät abends (so gegen acht) nach Hause kam, habe ich mich natürlich sofort in meine besten Baustellenklamotten und bin meinem Schatz zu Hilfe geeilt. Das habe ich in dem Moment bereut, als es um die letzte Latte ging.
Es fing ganz harmlos an. Zunächst wurde ich angewiesen, besagte Latte (die Johi meisterhaft schräg zugeschnitten hatte an einer Längsseite, so dass sie ganz einfach mit dem Kamm in die Nut der vorhergehenden Latte eingehängt und dann nach oben geklappt werden konnte) nach oben zu drücken so dass sie verschraubt werden konnte. Weil die Sache über Kopf stattfand, war das naturgemäß etwas anstrengend. Nun hat die Latte bzw. der stirnseitig auch noch anzubringende Balken natürlich nicht gleich gepasst. Also Latte wieder runter und nachjustieren. Latte wieder hoch. Ach ja, und nicht zu vergessen: wir standen dabei natürlich nicht am Boden sondern auf einer arbeitssicherheitstechnisch einwandfreien Konstruktion, die relativ ungehalten auf unplanmäßige Gewichtsverlagerungen reagierte.
Wo waren wir nochmal? Genau - Latte wieder hoch. Endlich konnte sie angeschraubt werden. Nach vollbrachtem Werk kletterten wir vom Gerüst und stellten uns auf die Treppe um das Meisterwerk zu bewundern. Das heißt, ich habe bewundert. Der Maestro befand, dass da ein Spalt sei. Ich befand, dass das keinem Menschen auffallen würde weil der Spalt sehr klein war. Maestro stimmte mir nicht zu. Er ordnete die erneute Herabnahme der Latte sowie des Balkens an um an beiden Werkstücken die unbedingt notwendigen Verbesserungen vorzunehmen.
Währenddessen starrte meine Wenigkeit in die Luft und versuchte, nicht an die Uhrzeit und an den unweigerlich folgenden nächsten Morgen zu denken. Endlich wurde ich von diesen unerquicklichen Gedanken erlöst und durfte meine mittlerweile hanteltrainingerprobten Arme nochmals mitsamt Latte nach oben recken - juchhe! Obwohl ich nunmehr glaubte, das Geräusch nicht mehr erleben zu dürfen, ertönte der Akkuschrauber - Latte angeschraubt. Nochmaliges Runterklettern und Probeaufstellung auf der Treppe. Mit angehaltenem Atem schielte ich zu Johi, der den Aufbau kritisch beäugte.

"Jetzt ist der Spalt weg!"

Puh. Glück gehabt. Gute Nacht!

(aber er hatte Recht - es sieht jetzt wirklich besser aus!)


Marshmallows an der Wand

Heute haben wir mit einem lustigen Baustoff gearbeitet, nämlich Marshmallows. Die wurden verflüssigt, also mit Wassser angerührt und dann haben wir das Zeug an die Wand geklatscht. Im Bad. Weil Lehm ist ja nicht wasserfest und daher brauchen wir an den Wänden, wo mit (Spritz-)Wasserkontakt zu rechnen ist einen anderen Verputz. Das ganze sieht so aus:


Ist natürlich ein Witz. Das mit den Marshmallows jedenfalls. Tatsächlich handelt es sich um "Grundsätzlich-für-alles-verwendbaren-Putz" auf Kalkbasis. Die Konsistenz aber ist wirklich etwas marshmallowartig, ungefähr so, wie wenn man die Dinger grillt und dann versucht, davon abzubeißen - das ziiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeht sich. War ganz lustig damit zu arbeiten.
Wahr an der Geschichte ist aber der Teil, dass wir im Bad nicht überall Lehm verwenden können und daher auf diesen Putz ausgewichen sind. Von der Verarbeitung her lief es ganz ähnlich - zuerst eine relativ dicke Grundputzschicht und daraufhin eine Art Feinputz, in die das Netz eingespachelt wird. Auf dem Foto oben ist das an den Rändern noch ganz gut zu sehen - Zweck ist ebenfalls derselbe wie beim Lehm, nämlich die Verhinderung von Rissbildung. Meine Aufgabe bei der Sache waren - mal wieder - die Feinarbeiten: die Hohlkehlen abzurunden und die Fensterlaibungen ein bisschen zu modellieren. Bei letzterem musste ich nicht ganz so genau arbeiten wie beim Lehm weil wir die Ecken noch mit einer Art Reibe nacharbeiten können sobald der Putz etwas angezogen ist. Dabei wird der Putz dann einfach so lange abgeschabt/abgerieben, bis die Rundung passt.
Außerdem durfte ich wieder schwämmeln. Der Putz geht nämlich über die Wasserleitungen und damit es dort keine Gräten gibt muss man den Putz vorsichtig flach machen. Aber kein Problem - bin ja Schwämmelspezialist.



Hohlkehle in fertigem Zustand